Der Blick aus der Ukraine, der Blick aus Russland

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Ein Exilant aus dem Donbas und ein Demonstrant in Russland berichten

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Für ein besseres Verständnis, was in der Ukraine und in Russland vor sich geht, veröffentlichen wir folgende Berichte von Anarchisten aus beiden Ländern. Im ersten schildert ein Geflüchteter aus der Hauptstadt der ›Volksrepublik Lugansk‹ – einem der beiden Gebiete in der Ostukraine, das bis zur Invasion von durch Russland finanzierten Separatist*innen regiert wurde – seine Erfahrungen bei dem Versuch, aus dem Kriegsgebiet zu fliehen, sowie den Bedingungen, die derzeit in der Ukraine herrschen. Im zweiten Beitrag beschreibt ein russischer Demonstrant die Herausforderungen, mit denen die Russ*innen konfrontiert sind, wenn sie versuchen, unter extrem repressiven Bedingungen gegen den Krieg zu mobilisieren.

Während einige vermeintliche ›Linke‹ in der englischsprachigen [dieser Artikel erschien in Englisch] Welt Wladimir Putins Reden nachplappern, die russische Invasion mit der Schuld der NATO entschuldigen oder darüber spekulieren, dass die Tausenden von Ukrainer*innen, die bereits getötet wurden, Faschist*innen sein müssen, sind wir der Meinung, dass jede verantwortungsvolle Auseinandersetzung mit diesen Ereignissen die Stimmen gewöhnlicher Ukrainer*innen und Russ*innen in den Mittelpunkt stellen muss, die sich der militärischen Aggression widersetzen. Anstatt nur Informationen zu konsumieren, anstatt den imperialen Ambitionen von Diktatoren Vorschub zu leisten oder von anderen eigennützigen Regierungen zu erwarten, dass sie diese Ambitionen eindämmen, müssen wir Beziehungen echter Solidarität mit den Menschen aufbauen, die von dieser Invasion unmittelbar betroffen sind – in der Ukraine, in Russland, in Belarus und anderswo.

Anti-Kriegs-Flugblätter, die von Antifaschist*innen in Novosibirsk, Russland, verteilt wurden.

Ein Antikriegsdemonstrant in Krasnodar, Russland.


Interview mit einem Exilanten aus dem Donbas in der Ukraine

Diese Woche wurde durch unser Ex-Worker-Podcast ein Audio-Interview mit einem Anarchisten aus Lugansk aufgenommen, der sich derzeit auf der Flucht durch die Ukraine befindet. In dem Gespräch geht es um den Alltag inmitten des Krieges, das Kriegsrecht, die politische Zusammensetzung der Streitkräfte, die Mobilisierung der Gesellschaft an der Basis zur Verteidigung und gegenseitigen Hilfe, die Situation an der Grenze und die Möglichkeiten der Unterstützung durch Menschen außerhalb der Ukraine. Ihr könnt euch die Audioversion [auf englisch] anhören oder das Transkript dieser lesen.

Vielen Dank für das Gespräch mit uns! Kannst du dich kurz vorstellen?

Ja, mein Name ist D. Ich bin ein 30-jähriger Englischlehrer aus Lugansk, ein Freiberufler, der zurzeit in Chmelnyzkyj lebt.

Kannst du uns ein wenig über die Situation erzählen, in der du dich gerade befindest?

In den letzten fünf Jahren habe ich in Kiew gelebt, und vor etwa fünf Tagen beschlossen ich, ein paar andere Leute und ein paar Tiere, aus Kiew zu fliehen. Also stiegen wir in ein Auto unserer Freund*innen, die mit uns reisten, und schafften es bis nach Chmelnyzkyj. Im Moment sitzen wir hier fest, weil unser Fahrzeug nicht anspringt. Wir sind also gerade dabei, es zu reparieren.

Chmelnyzkij ist im Allgemeinen sehr ruhig, verglichen mit Orten wie Kiew oder Charkiw. Aber es ist nur ruhig in Bezug auf die Kriegsführung, sozusagen – in Bezug auf russische Panzer und Granatenbeschuss und all das Zeug. In dieser Hinsicht ist es super entspannt. Aber es ist alles andere als ruhig, was die Gefühle der Menschen hier und die allgemeine Stimmung in der Bevölkerung angeht. Es herrscht eine Menge Misstrauen, Spannung und Nervosität. Jeden Tag sagen die Einheimischen voraus, dass es der letzte Tag sein wird, bevor auch hier die Hölle losbricht. In einer solchen Situation ist es wirklich schwer, auch nur den relativen Frieden zu genießen, den ich hier im Vergleich zu dem Ort, den wir verlassen haben, beobachten kann. Das ist also die aktuelle Situation.

Wir wissen, dass über das ganze Land das Kriegsrecht verhängt wurde. Wie sieht das in Bezug auf das tägliche Leben aus?

Wie bei jedem Kriegsrecht gibt es eine Menge Gemeinsamkeiten. Eine davon ist die Ausgangssperre, die im ganzen Land verhängt wurde. Ab einer bestimmten Uhrzeit darf man nicht mehr auf die Straße gehen. Außerdem gibt es die Mobilmachung, die alle Männer zwischen 18 und 60 Jahren daran hindert, das Land zu verlassen, und ich glaube, das Parlament hat heute die Pläne von Präsident Zelensky zur Generalmobilmachung gebilligt. Es sieht also so aus, als ob wir in den nächsten Tagen herausfinden werden, wie es weitergeht. Außerdem gibt es eine Reihe von Milizen – wir nennen sie Territoriale Verteidigung –, die sich aus Freiwilligen zusammensetzen, die sich entschlossen haben, zu den Waffen zu greifen oder auf andere Weise zu helfen. Sie patrouillieren jetzt durch die Straßen. Sie versuchen, jeden zu identifizieren und herauszufinden, ob er sozusagen eine Bedrohung für die Ukraine darstellt.

In allen Kriegen, die ich bisher gesehen habe, gibt es viel weniger Menschenrechte, auf die man sich verlassen kann. Aber ich denke, für die meisten Menschen in der Ukraine macht dieses ganze »Drastische Zeiten, drastische Maßnahmen« Sinn. Was mich persönlich etwas beunruhigt, ist, dass ich als jemand, der das schon einmal erlebt hat (2014 wurde meine Heimatstadt Lugansk eingenommen), weiß, dass diese drastischen Zeiten leider sehr oft vorübergehen, aber die drastischen Maßnahmen noch jahrelang in Kraft bleiben. Die Ausgangssperre, die 2014 in Lugansk verhängt wurde, wurde beispielsweise nie aufgehoben; seit acht Jahren darf man nachts nicht mehr auf die Straße, seit acht Jahren patrouilliert das Militär auf den Straßen, seit acht Jahren gibt es all diese Sparmaßnahmen, die eingeführt wurden. Ich bin etwas besorgt, dass die Ukraine im Laufe dieses Prozesses viel verlieren könnte, und ich bin noch besorgter, dass diese Dinge verloren bleiben, wenn wir diesen Krieg beendet haben.

Ich wusste gar nicht, dass du auch während des Krieges im Osten 2014 dort warst. Möchtest du etwas über diese Erfahrung erzählen oder darüber, wie sie deine jetzigen Erfahrungen beeinflusst hat?

Sicher. Nun, ich muss zugeben, dass ich den Krieg im Jahr 2014 nicht wirklich mitbekommen habe. Ich bin im April jenes Jahres abgereist, ohne wirklich daran zu glauben, dass der Krieg jemals beginnen würde. Ich beschloss, eine Fahrradtour nach Georgien zu machen, radelte also durch Südrussland und landete in Tiflis, und als ich dort ankam, war es bereits Mai 2014, und da begann der Krieg. Eigentlich wollte ich nur ein paar Wochen reisen, aber stattdessen war ich drei Jahre lang unterwegs, weil ich nirgendwo hin zurückkehren konnte. Ich habe also den kriegerischen Teil des Ganzen verpasst; ich habe gesehen, wie sich alles aufbaute, ich habe die Ereignisse gesehen, die dazu führten, aber ich bin noch nie beschossen worden – das ist eigentlich mein erstes Mal. Ich kann also nicht behaupten, den Krieg zweimal gesehen zu haben; ich habe ihn nur auf eine bestimmte Art und Weise, in einer bestimmten Dimension, zweimal erlebt, aber ich hatte zuvor noch keine aktiven Schlachtfelder gesehen, wie ich sie im Laufe dieses Jahres gesehen habe.

Hattest du Kontakt zu den ukrainischen Streitkräften? Was weißt du über die derzeitige Zusammensetzung der Streitkräfte oder die politische Dynamik zwischen den kämpfenden Menschen?

Ich kenne persönlich Leute, die sich freiwillig zur Territorialen Verteidigung gemeldet haben, und zwar aus allen möglichen Richtungen. Es gibt Leute, die sich als Antifaschist*innen und Antiautoritäre bezeichnen, und natürlich gibt es auch jede Menge Patriot*innen und Nationalist*innen, die das tun, und es gibt ganz normale Leute, die sich überhaupt nicht um Politik scheren, die einfach unter dem Druck und dem Wunsch, etwas zu tun, um das Ende des Krieges zu beschleunigen, sich ebenfalls freiwillig melden. Aber wenn man die Demografie der Ukraine im Allgemeinen betrachtet, ihre [fehlende] politische Vielfalt, dann ist sie von vornherein sehr homogen – also gibt es natürlich viel mehr rechte Leute in ihren Reihen als sonst. Meiner Meinung nach spiegelt dies aber nur die tatsächliche Zusammensetzung der ukrainischen Gesellschaft im weiteren Sinne wider, und nicht, dass dieser spezielle Beruf für die Rechten irgendwie attraktiver ist als für die Antiautoritären. Aber das ist nur mein Eindruck; mir liegen keine Zahlen vor, wirklich nicht.

Wenn du auf die Diskussionen zurückblickst, die Anarchist*innen in den Wochen vor der Invasion geführt haben, was glaubst du, wurde richtig eingeschätzt oder prognostiziert? Was hat dich überrascht?

Ich war nicht wirklich auf die Invasion vorbereitet, obwohl sie sich schon seit mindestens einem Jahr abzeichnete. Etwa drei oder vier Monate vor Beginn der Invasion war die Aufmerksamkeit in den westlichen Medien auf diese ganze Sache gestiegen. Ich glaube, dass die meisten Zivilist*innen bis zum letzten Moment gehofft haben, dass es nicht dazu kommen würde, denn es ist sehr schwer, ein ganzes Jahr in ständiger Angst zu verbringen und sich auf seine letzten Tage vorzubereiten. Ich glaube, die Menschen hier haben sich angewöhnt, auf Ereignisse zu reagieren, wenn sie eintreten, und Brücken zu überqueren, wenn sie auf sie stoßen, anstatt sich im Voraus auf den Weltuntergang vorzubereiten. In dieser Hinsicht habe ich das Gefühl, kaum genug getan zu haben, genau wie die meisten Menschen, die ich kenne.

Die Art und Weise, wie sich der Krieg entwickelt hat, ist auch etwas überraschend. Ich hatte gehofft, dass Russlands Pläne etwas weniger massiv ausfallen würden, sagen wir, bescheidener – ich dachte, es wäre so etwas wie 2014 in meiner Heimatstadt, wo ich alle Entwicklungen in etwa so beschreiben würde: zwei Schritte vor, einen Schritt zurück. Das heißt, dass wir einige Gebiete zurückerobern würden, aber nicht alles, was wir verloren haben, so dass sich jeder irgendwie siegreich fühlen kann, und dann hört es auf, zumindest der verrückte Teil, für Jahre. Doch leider scheint sich meine naive Hoffnung zu diesem Zeitpunkt als falsch zu erweisen. Es ist nicht ganz klar, was das Ziel der angreifenden Seite ist, wie ihre Schlussphase aussieht und was sie zu erreichen versuchen. Denn das Ausmaß der Invasion ist gewaltig, und die Verwüstung ist so ziemlich unvergleichlich mit dem, was wir in diesem Jahrhundert in der Ukraine bisher gesehen haben.

Wie beeinflusst die Erfahrung des Krieges dein Denken über Anarchismus und sozialen Wandel und darüber, was wir tun sollten?

Ich bin angenehm überrascht von der Reaktion vieler Anarchist*innen. Sie haben sehr schnell und effektiv ihren Platz in diesem Krieg gefunden; sie tun etwas, kooperieren und organisieren sich und leisten Widerstand gegen die imperiale Invasion. In den Kriegen, die 2014 begannen, gab es nicht annähernd so viele Menschen aus dem linken Flügel. Damals schien es, als ob viele Menschen der Meinung waren, dass dies ein Opfer sei, das wir für den Frieden bringen müssten – ich beziehe mich hier auf die Gebiete, die die Ukraine verloren hat – und dass es sich nicht lohne, dafür das Blut anderer zu vergießen.

Diese Verluste wurden auf breiter Front (natürlich unbefriedigt) hingenommen. Aber mit dieser neuen Entwicklung, ich meine den Krieg, der jetzt acht Tage alt ist, haben viele Menschen erkannt, dass es naiv war zu glauben, dass man diesen Drachen sättigen kann. Solange er lebt, wird er immer wieder hungrig werden, also ist es an der Zeit, Widerstand zu leisten.

Was meine Gedanken zum Anarchismus angeht… so wie sich die ukrainische Regierung in dieser Situation verhalten hat, hat sie so ziemlich jeden zu den Waffen gerufen. Gleichzeitig habe ich in meinem ganzen Leben noch nie ein solches Ausmaß an Basisorganisation und an Menschen gesehen, die etwas füreinander tun und auf vielfältige Weise unentgeltlich zusammenarbeiten. Das ist ziemlich beeindruckend und zeigt, dass der Anarchismus tatsächlich ein enormes Potenzial hat, denn wir haben gesehen, wie die Dinge ohne Anarchismus und ohne das Engagement der Menschen für die Sache und das Interesse der Menschen, alles zu tun, um einen Krieg zu gewinnen, laufen – das haben wir 2014 gesehen. Die Krim wurde ohne einen einzigen Schuss verloren, dann wurde Lugansk, meine Heimatstadt, auch ohne diesen massiven und engagierten Kampf verloren. Ich will natürlich nicht herunterspielen, was das Militär dort getan hat, aber es ist natürlich nicht mit dem Kampf zu vergleichen, den wir jetzt führen, denke ich. Es zeigt mir, dass selbst in einem Land, in dem Ideen wie Anarchie, Antiautoritarismus und linkes Gedankengut im Allgemeinen so niedergeschlagen und an den Rand gedrängt und fast ausgelöscht wurden, es noch so viel Potenzial und so viel Engagement der Menschen gibt, um gegen eine der angeblich stärksten Armeen der Welt zu kämpfen. Das gibt mir im Allgemeinen viel Hoffnung für die Ideen, die ich früher vertrat und auch heute noch vertrete.

Könntest du uns etwas mehr darüber erzählen, wie sich die Gesellschaft an der Basis mobilisiert?

Nun, das ist im Moment überall im Internet zu sehen. Wir sehen, wie Menschen sich freiwillig für alle möglichen Dinge engagieren; manche fahren für andere, helfen bei Freizeitaktivitäten, versorgen sich gegenseitig mit Essen, kümmern sich um ausgesetzte Haustiere, helfen mit medizinischen Hilfsgütern, es gibt einige Unternehmen – ich will die Unternehmen nicht loben –, aber einige Unternehmen springen ein und helfen den Menschen mit Logistik, Lebensmitteln, Medikamenten, all den lebenswichtigen Dingen, die die Menschen brauchen, vor allem in Zeiten wie diesen, wenn die normale Gesellschaft zusammenbricht und sich neu organisiert und man sich auf nichts wirklich verlassen kann; man weiß nicht, ob die Dienste, auf die man normalerweise zählt, funktionieren oder für einen da sind. Hier und da gibt es Menschen, die sich im ganzen Land engagieren. Das Internet spielt dabei eine große Rolle, aber auch die schiere Verzweiflung und das Grauen des Krieges im Allgemeinen. Wenn man irgendwo gefangen ist und es wirklich beschissen ist, will man auf jeden Fall alles tun, was man kann, mit wem auch immer, um das Leiden von sich selbst und den Menschen um einen herum zu lindern und dazu beizutragen, dass die Katastrophe so schnell wie möglich beendet wird.

Ich sehe also viele Beispiele in Bezug auf Lebensmittel, medizinische Versorgung und die Bereitstellung von Unterkünften für Menschen – ich selbst schlafe bei einem Fremden in einer Stadt, in der ich noch nie zuvor war, und das schon seit mehreren Tagen, versorgt mit vielen Dingen, auf die ich sonst hätte verzichten müssen. Das alles ist wirklich inspirierend. Also ja, ich denke, die Menschen engagieren sich an allen möglichen Fronten, mit allen möglichen Bitten und Problemen, die andere haben. Das ist inspirierend.

Wir haben gehört, dass seit Beginn der Invasion bereits über eine Million Menschen aus der Ukraine geflohen sind. Kannst du uns etwas über die Lage an der Grenze sagen? Was erwartet dich, wenn du dort ankommst?

Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich ausreisen darf. Obwohl ich Diabetiker bin, besagen meine Militärpapiere, dass ich in Kriegszeiten diensttauglich bin, und genau das ist jetzt der Fall. Ich denke also, dass ich wohl bleiben muss, es sei denn, ich habe Interesse daran, das Gesetz zu brechen. Aber unabhängig davon, ob ich ausreisen kann, ist die Situation an den Grenzen definitiv eine Herausforderung für jede*n, die*der dort ankommt.

Ich weiß von Schlangen an der Grenze, die 30 Meilen lang sind, von Schlangen von Menschen, die versuchen, durchzukommen; manche Menschen verbringen Tage damit, nach Polen zu kommen. Zu erwähnen ist, dass People of Color, alle Latin@s, Afrikaner*innen und so ziemlich alle anderen, es viel schwerer haben, nach Europa zu gelangen als weiße Ukrainer*innen.

Es wurde auch berichtet, dass viele Leute versuchen, aus dem Menschenhandel Kapital zu schlagen; den Leuten wurde gesagt, sie sollten sehr misstrauisch gegenüber Männern sein, die attraktiven jungen Frauen ›Hilfe‹ anbieten, um in der Schlange weiterzukommen, denn nach dem, was ich gehört habe, könnte auch das eine Falle sein. Es gibt eine Menge dubioser Dinge. Außerdem versuchen einige Leute, Bestechungsgelder in Höhe von Tausenden von Dollar zu kassieren, um die Warteschlange zu umgehen und ähnliches. Andererseits kenne ich Leute, die alles Mögliche tun: Sie nehmen bis zu zehn Menschen in ihren Häusern in Grenznähe auf, versorgen sie ständig mit Essen und bieten freiwillig jede erdenkliche Hilfe für alle an, die zu fliehen versuchen. Es gibt also, wie bei jeder anderen Krise auch, grausame Seiten und solche, die Hoffnung machen. Aber die Grenze zu Europa ist im Moment definitiv kein ›ruhiger‹ Ort, so viel kann ich euch sagen.

Jedenfalls scheinen wir im Moment dorthin zu fahren, sobald wir unser Auto repariert haben. Unabhängig davon, was sonst noch passiert, scheint es eine Zone zu sein, die in nächster Zeit nicht beschossen werden wird. Je näher an Europa, desto sicherer wird es sein. Das ist also der Hauptgrund für mich, immer weiter nach Westen zu gehen, solange es noch geht.

Was wünschen sich die Menschen, die du dort triffst, in Bezug auf internationale Unterstützung oder Solidarität? Was würde deiner Meinung nach einen Unterschied machen oder wirksam sein?

Nun, das hängt wirklich davon ab. Ich kann nicht genau sagen, wohin das Geld fließt, wenn man es an die meisten NGO’s schickt. Aber ich denke, dass es wahrscheinlich eine gute Sache ist, dies zu tun. Die meisten Leute brauchen im Moment Geld, so ziemlich jede*r, die*der in der Ukraine festsitzt und nicht weg kann, braucht es. Das Rote Kreuz oder eine andere Gruppe, bei der man sicher ist, dass sie niemandem schadet und nur dazu da ist, das Leid zu lindern und zu verringern, wäre keine Verschwendung. Das Wichtigste für jede*n, die*der sich in einem Krieg befindet, ist das Ende des Krieges; das Zweitbeste sind Möglichkeiten, ihm zu entkommen. In Anbetracht der Tatsache, dass die Ukraine im Moment die Grenzen für Männer, die nicht kämpfen wollen, dicht macht, gibt es Möglichkeiten, das zu umgehen – zum Beispiel Ärzt*innen, die die Papiere von jemandem fälschen, um zu sagen, dass er sehr krank ist und zu einem Termin nach Berlin oder Barcelona oder sonst wohin muss… Es ist noch zu früh, um zu sagen, welche Dinge in dieser Hinsicht hilfreich sein könnten, aber auch diese Dinge können für viele sehr wertvoll sein.

Und – persönliche Unterstützung. Ich glaube nicht, dass es viele Menschen gibt, die im Moment jede Hilfe in der Ukraine ablehnen würden. Wenn ihr jemanden kennt, der in der Ukraine ist, und ihr habt einen zusätzlichen Dollar, dann schickt ihn ihm. Ich denke, es wird ihnen sehr schwer fallen, das abzulehnen.

Von der Skala der [Geo-]Politik bin ich zu diesem Zeitpunkt weit entfernt. Es ist klar, dass das, was die USA als Imperium in Übersee getan haben, in jedem Fall nicht viel Gutes gebracht hat. Damals, 2014, haben wir einfach schweigend zugesehen, wie unsere Gebiete ohne großen Widerstand annektiert wurden. Und als die USA anfingen, alle zu verängstigen und zu warnen und sich stärker einzumischen, hatten wir nur einen noch größeren und blutigeren Krieg. Also… ich glaube nicht, dass irgendetwas, wozu die USA als Land fähig sind, für uns von großem Nutzen wäre. Ich kann mir nur vorstellen, was passieren würde, wenn sich die USA sozusagen vor Ort engagieren würden, denn wir haben gesehen, wie das in vielen anderen Ländern wie Afghanistan, Kurdistan usw. endet. Ich denke also, dass die Hilfe von der Basis ausgehen sollte, von den Menschen für die Menschen, oder für Organisationen, die die Interessen der Menschen im Auge haben, und nicht die von Unternehmen oder Regierungen oder etwas Ähnlichem. Das wäre meiner Meinung nach der effektivste Einsatz der Mittel, die jemand entbehren kann.

Gibt es noch etwas, das unsere Zuhörer*innen über die aktuellen Ereignisse in der Ukraine wissen sollten?

Ich weiß es nicht. Ich denke, dass es im Gegensatz zu Russland und meiner Heimatstadt viele Stimmen aus der Ukraine gibt, aus denen man sich ein Bild von den Bedürfnissen, Ängsten und Hoffnungen in diesem Land machen kann. Diesen Stimmen zuzuhören und Solidarität zu zeigen, ist das Beste, was wir uns erhoffen können. Denn je länger diese Kriege andauern, desto mehr verlieren die Menschen das Interesse an ihnen. Solange dieses Interesse besteht, sollten wir unser Bestes tun, um zu verbreiten, was hier geschieht, und diejenigen, die bereit sind zu helfen, sollten nicht damit warten, denn früher oder später wird man sich nicht mehr erinnern, was die Ukraine ist.

So ist es mit all diesen Kriegen in der Welt. Zwei Wochen ist in der Regel die Zeit, in der die Aufmerksamkeitsspanne anhält, oder zumindest die Zeit, in der sie ihren Höhepunkt erreicht, bevor sie zu einem weiteren dieser Kriege wird, für die sich niemand interessiert.

Vielen Dank, dass du mit uns gesprochen hast!

Ja, natürlich. Vielen Dank für das Gespräch, ich freue mich, wenn jemand zuhören möchte.

»Russland für Traurigkeit«, eine Anspielung auf den Ausdruck »Russland für Russen«. Ein Aufkleber in St. Peterburg.


Meine Tage in Russland

Meine Tage in Russland sind angespannt.

Versteht mich nicht falsch, die Bomben fallen nicht auf unsere Köpfe. Aber wir sehen, wie Bomben auf Menschen in der Ukraine fallen. Meine Familie schaut immer wieder das russische Fernsehen an: »Zelensky versteckt Militär in zivilen Stadtgebieten – also müssen sie sie bombardieren.« Es ist sehr wichtig, mit unseren Familien und den Menschen auf der Straße zu sprechen – die Menschen glauben nicht wirklich an den Krieg, aber sie versuchen oft, sich selbst davon zu überzeugen, dass es eine Rechtfertigung für diesen Krieg gibt. Sie wollen nicht zu Kompliz*innen dieses Albtraums werden. Aus diesem Grund kann ein Gespräch, in dem sich die Menschen konfrontiert fühlen und vielleicht in ihren Gefühlen verletzt werden, aber dennoch in der Lage sind, sich auf das, was du sagst, einzulassen und zuzuhören, sehr wichtig sein.

Die alltägliche Unterdrückung ist intensiv. Jede*r, sogar kleine Kinder, werden bei jeder Art von Protest (Schilder, Plakate,…) verhaftet. Heutzutage kann man sich nicht mehr auf die Straße stellen und ein Stück Papier in der Hand halten, ganz gleich, ob darauf ›Krieg‹ steht oder nicht – man wird verhaftet. In Moskau und St. Petersburg verprügelt die Polizei die Menschen. Das scheint die Menschen aber nicht zu schrecken. Viele Menschen gehen wieder auf die Straße, sie suchen nach Möglichkeiten zu kämpfen, sie organisieren sich.

Ab heute, dem 4. März, ist es ein Verbrechen, gegen den Krieg zu protestieren oder Informationen über den Krieg zu verbreiten, die nicht aus offiziellen russischen Staatsquellen stammen. Dafür kann man zu bis zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt werden. Eine Zeitung reagierte darauf mit der Aussage, Journalist*in zu sein sei wie die Arbeit mit Sprengstoff – man könne nur einmal einen Fehler machen. Die Staatsanwaltschaft hat sogar in allen Regionen des Landes spezielle Einheiten zur Verfolgung der Antikriegsbewegung eingerichtet.

Doch wie schwer die Dinge auch sein mögen, wir sind nicht in der Lage, uns einer militärischen Aggression zu stellen. Hier hat man die Wahl, ob man dagegen kämpfen will oder nicht. Vielleicht ist das der Grund, warum bewaffneter Widerstand irgendwie einfacher erscheint: Man hat nicht wirklich eine Wahl. Hier in Russland muss jede*r, um sich dem Krieg zu widersetzen, ein moralisches Urteil fällen und die Risiken abschätzen. Es ist nicht wirklich eine Option, untätig zu bleiben, vor allem, wenn diese Aggression in unserem Namen geschieht – oder zumindest im Namen unserer Nationalität, unserer angeblichen Identität. Dennoch ist es eine Entscheidung, die man treffen muss. Die Menschen in Russland stehen jetzt vor dieser Entscheidung.

Bis vor kurzem war ich viele Jahre lang nicht in Russland. Bevor ich wegging, gab es zwar Repressionen, aber es gab Möglichkeiten, den politischen Kampf offen zu organisieren, auf die Straße zu gehen, und wir mussten uns nicht allzu sehr vor Verhaftungen oder Geldstrafen fürchten. Die Rechtsextremen gaben in einigen Fällen Anlass zur Sorge; wir mussten immer über verschiedene Aspekte der Selbstverteidigung nachdenken. Aber im Jahr 2012 musste man sich nicht sagen: »Ich bin Anarchist*in. Das bedeutet, dass ich mich auf Gefängnis und Folter vorbereiten muss«.

Russische Bereitschaftspolizei auf einem gepanzerten Polizeifahrzeug, das sich auf den Einsatz gegen Kriegsgegner*innen in St. Petersburg vorbereitet.

Unsere Selbstverteidigungspraktiken beinhalten Fragen wie »Wie vermeiden wir es, für einen Beitrag auf Telegram verhaftet zu werden?« In diesem Sinne geht es bei unserer Selbstverteidigung heute nicht mehr darum, unsere Vision von Kultur, Gesellschaft, Beziehungen und Ideen zu verteidigen – es geht darum, Repressionen zu vermeiden, auf das zu reagieren, was der Staat tut, unsere individuelle Freiheit zu bewahren und nicht ins Gefängnis zu kommen. Und das ist ein großer Makel unserer Bewegung in Russland, wenn wir sie langfristig betrachten, denn wir können uns auf nichts berufen, niemand kann uns etwas garantieren. Wir können uns nicht einmal gegenseitig garantieren, dass wir zusammenstehen, uns an den Händen halten, uns in die Augen sehen und wissen, dass wir, was auch immer passieren wird, Gefährt*innen sein und den Kampf fortsetzen werden. Es fehlt an Bindungen, es fehlt an Ressourcen, an Infrastruktur, es fehlt an einer ideologischen Perspektive, wie man heute kämpft und wie man diesen Kampf in den nächsten Jahrzehnten weiterführt. Uns fehlt der Glaube, dass das Beste, was man für seine Freiheit, sein Glück, sein Leben tun kann, der Kampf ist. Uns fehlt der Glaube, dass es sich lohnt, zu kämpfen, selbst wenn man stirbt oder ins Gefängnis geht, und dass man die richtige Entscheidung getroffen hat. Es ist diese Idee – dass der Kampf das Leben ist und das Leben der Kampf –, diese philosophische Vision, dieses Gefühl, das uns in die Lage versetzen kann, in den schwierigsten Situationen wieder zur Vernunft zu kommen und die Moral zu bewahren.

Gefährt*innen, wir sind die Einzigen, die sich das gegenseitig geben können.

In meiner Stadt, weit weg von Moskau, müssen wir, nur um mit Plakaten und Parolen auf die Straße zu gehen, einen ganzen Tag lang Plenum abhalten, um unsere Strategie zu durchdenken, Taktiken zu entwickeln und Risiken und Gewinne gegen die Dringlichkeit abzuwägen, alles zu tun, was wir sofort tun können. Ich höre Unruhe und Angst in den Stimmen meiner Gefährt*innen. Das unterdrückt die Vorstellungskraft. In diesen Momenten können wir spüren, dass wir nicht gewinnen können, wenn wir uns unseren Sieg nicht vorstellen können. Jetzt fällt es uns schwer, uns überhaupt vorzustellen, wie wir uns organisieren und kämpfen.

Das ist der Unterschied, den ich hier sehe, jetzt, wo ich nach einiger Zeit nach Russland zurückgekehrt bin. Das ist die Entwicklung, die hier in den letzten zehn Jahren stattgefunden hat. Jetzt muss sich jede*r überlegen, was sie*er bereit ist, aufs Spiel zu setzen, sowohl individuell als auch kollektiv.

Wir sehen jetzt, dass wir uns in den ruhigen Zeiten intensiv vorbereiten und organisieren müssen, nicht nur in den Momenten der Dringlichkeit. Denn jetzt gibt es keine Struktur, keine Erfahrung, die weitergegeben werden kann, es gibt nur wenige Menschen, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen und sich selbst zu opfern, weil es sich lohnt. Es gibt keine Organisation, die Vorschläge macht, nur Verwirrung, Angst, Wut und ein Gefühl der Hilflosigkeit.

Allerdings ist mir eine Sache aufgefallen. Ich frage mich, ob ich das sehe, weil ich Anarchist bin und es sehen möchte, oder ob ich es sehe, weil es in der Realität passiert – aber es scheint, dass die Menschen das Gefühl haben, dass Putin die letzte verdammte Grenze überschritten hat. Sie sehen, wie ihre Regierung alles leugnet, während Videos kursieren, die zeigen, wie ukrainische Städte mit Raketen in die Luft gejagt und Zivilist*innen in Stücke gerissen werden. Es fühlt sich an, als hätten wir einen Punkt überschritten, an dem es kein Zurück mehr gibt, und die Menschen wachen auf. Alles ist noch verworren, aber der Lärm ist zu laut und zu präsent, um lange zu schlafen. Die Menschen scheinen jeden Tag mehr und mehr aufzuwachen.

Antikriegsdemonstranten in Russland.

Die Fragen von Sieg und Niederlage waren für uns als Anarchist*innen schon immer kompliziert. Wenn wir uns nun die Niederlage Russlands vorstellen, sollten wir uns fragen, was das bedeuten würde. Einerseits eröffnen Bürgerkriege in der Regel keine Möglichkeiten der Befreiung oder führen zu einer sozialen Revolution – im Gegenteil, in der Regel ertränken sie alles im Blut der Beteiligten. Ein rein militärischer Sieg wird niemals ein Sieg für Anarchist*innen sein. Was wir als Sieg für Anarchist*innen betrachten würden, erfordert Generationen revolutionärer Anstrengungen und Entwicklungen in der Gesellschaft, die viele Fronten des Kampfes umfassen. Militärisches Engagement ist nur ein Teil des Puzzles der Selbstverteidigung; es ist nicht möglich ohne ein größeres soziales Gefüge und soziale Beziehungen, die der Selbstverteidigung einen Sinn und Zweck geben. Andererseits könnte die politische und militärische Niederlage des russischen Staates und seiner Ideologie, wie auch immer sie aussehen mag, Risse, Verwerfungen und Einfallstore für Formen des revolutionären sozialen Wandels öffnen, die für die Menschen in Russland, dem »Gefängnis der Nationen«, seit etwa hundert Jahren undenkbar sind.

Für einige Menschen in Russland heißt es diesmal: jetzt oder nie.

In dieser Hinsicht sehe ich ein enormes Potenzial in der feministischen Bewegung in Russland. Im Moment sehe ich, dass die Teilnehmer*innen an dieser Bewegung ihr Bestes tun, um sich zu organisieren und ihre Sichtweise auf die Straße und zu den Menschen zu bringen. Wenn es darum geht, eine Vision der Selbstverteidigung zu präsentieren, die viele Formen und Bedeutungen des Kampfes in einer konkreten Philosophie zusammenfasst, glaube ich, dass Anarchist*innen und Feminist*innen das besser können als alle anderen. Vor allem, wenn es um den bewaffneten Kampf geht – und darum geht es früher oder später auf die eine oder andere Weise immer, denn das ist ein Teil der Selbstverteidigung –, müssen wir uns die Perspektiven unserer feministischen Gefährt*innen in Russland und auf der ganzen Welt genau anhören, über ihre Beiträge nachdenken und dafür sorgen, dass es für sie Raum gibt, sich autonom zu organisieren. Wir könnten von den Perspektiven von Frauen und trans- und nicht-binären Menschen profitieren, die die Organisierung und den Kampf in Rojava erlebt haben; dies könnte uns Einblicke in revolutionäre Prozesse geben, die sonst schwer zu bekommen sind.

Man kann sich zwei Szenarien vorstellen, die sich in dieser Situation entwickeln. Entweder erleben wir den Aufstieg und die Stärkung eines autoritären Staates in einer Art und Weise, die unsere Generation noch nicht erlebt hat, oder die Ereignisse entwickeln sich in Richtung einer freieren Zukunft, in der Putins Regime zusammenbricht und unsere Gesellschaft endlich in der Lage ist, sich gemeinsam für Veränderungen einzusetzen und den rechtskonservativen Elementen entgegenzutreten, die den Traum von einer russischen Welt nicht aufgeben wollen. Die Hoffnung allein wird nicht ausreichen, um das letztere Szenario Wirklichkeit werden zu lassen. Wir müssen schon jetzt hart daran arbeiten und dabei alle Grundlagen nutzen, die aus den vergangenen Jahrzehnten übrig geblieben sind, und alle Modelle, die uns die vorangegangenen Generationen älterer Gefährt*innen hinterlassen haben.

»Das eine ist gestorben. Dieses wird auch sterben.« Guerillakunst an einer Bushaltestelle in Russland, vor einigen Jahren.

Für uns gibt es jedoch einen Unterschied: Inmitten dieser Ungewissheit und Instabilität ist es jetzt an der Zeit, über die langfristige Perspektive nachzudenken, uns vorzustellen, wo wir in zehn, fünfzehn oder zwanzig Jahren sein wollen. Wir können die Schritte zählen, die wir von der Zukunft, die wir erreichen wollen, bis zu der Situation, in der wir uns jetzt befinden, zurückgehen müssen, um zu erkennen, welche Schritte wir heute unternehmen müssen. Natürlich gibt es viele Dinge, die wir nicht vorhersehen können. Aber bei dieser Übung geht es vor allem darum, den Kampf als eine lebenslange Verpflichtung zu betrachten, die Repression und die Regierungen, die sie gegenwärtig durchsetzen, als ernsthafte Gegner zu verstehen, aber auch als Episoden in einem viel größeren historischen Kampf, der schon lange andauert und den andere weiterführen werden, wenn wir nicht mehr da sind. In diesem Selbstverständnis leben wir in diesem Kampf und in der Art und Weise, wie er sich entwickelt, weiter – durch das Vermächtnis, das wir den kommenden Generationen hinterlassen.

Angesichts der zunehmenden Unterdrückung in Russland könnte uns dieses Verständnis helfen, das Kommende zu überleben und uns in der kommenden Zeit zu behaupten. Es kann uns auch helfen, unsere Beziehungen zu den Gefährt*innen, an deren Seite wir kämpfen, und zu den Gefährt*innen, die wir noch nicht kennen, zu definieren. Und das könnten viele sein, denn diese Situation zieht sich durch unsere gesamte Gesellschaft und verändert die Landschaft.

Diese Denkweise könnte dazu dienen, Zusammenarbeit und Solidarität zu schaffen, wo sie vorher nicht möglich waren, und uns als Anarchist*innen mit anderen Menschen zu verbinden, mit denen wir zusammenarbeiten können, um eine bessere Welt zu schaffen. Die Menschen um uns herum sind alles, was wir haben, und wir müssen die aktuellen Bruchlinien in unserer Gesellschaft gut verstehen. Es ist Zeit für Mut und Beharrlichkeit wie nie zuvor – und gerade jetzt, wo es schwer vorstellbar ist, was nächste Woche passieren wird, müssen wir so handeln, dass wir, was auch immer in den nächsten Monaten und Jahren kommt, in der Lage sein werden, ehrlich zu uns selbst zu sein und uns gegenseitig mit Stolz, Liebe und Lächeln in die Augen zu schauen.


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